Der geheime UAP-Bericht des Pentagon

Allgemeines

Bei der Bekanntgabe des nicht klassifizierten, also zur Veröffentlichung vorgesehenen, UAP-Berichts des Pentagons im Juni 2021, war bereits bekannt, dass es daneben einen klassifizierten, also geheim gehaltenen, umfangreicheren Bericht gibt. Über dessen Umfang und Inhalt gab es ganz unterschiedliche Aussagen, dass er 70, 74 oder 78 Seiten, teilweise mit einem 200seitigen Anhang inkl. diverser Videos, oder auch über 400 Seiten umfassen soll. Derartige Äußerungen gab es u.a. seitens Luis Elizondo oder anderer "gut informierter" Personen, die sich nun aber allesamt als offenbar falsch herausgestellt haben.
[Update: Wie John Greenewald auf Twitter dazu kürzlich ausführte, besteht die Möglichkeit, dass es seitens der UAP Task Force ursprünglich einen Entwurf des Berichts mit mindestens 70 Seiten gegeben hat, der dann für den Kongress auf den bekannten, deutlich geringeren Umfang zusammengestrichen wurde. Gesichert ist das jedoch nicht.]

John Greenewald von The Black Vault bemühte sich seither im Rahmen des FOIA um eine Freigabe dieses Berichts bzw. entsprechender Dokumente, und es gelang ihm kürzlich, den klassifizierten UAP-Bericht für den US-Kongress zu erhalten. Greenewald hat den Bericht in einem kurzen Beitrag auf seiner Seite veröffentlicht und mittlerweile dazu auch ein umfangreiches YouTube-Video veröffentlicht.

Neben dem relativ geringen Umfang von 17 Seiten fällt auf, dass der klassifizierte Bericht dieselbe inhaltliche Struktur und, von geringen Änderungen abgesehen, dieselben Texte wie der veröffentlichte Bericht enthält, darüber hinaus dann zusätzliche Textpassagen, Erläuterungen, Fallbeispiele, Anhänge, Abbildungen sowie Tabellen, die in der veröffentlichten Version entfernt wurden. Die Tabellen enthalten eine Aufschlüsselung der Berichte nach Beobachtern einerseits und nach Instrumentenerfassung andererseits. Die Abbildungen zeigen häufig und weniger häufig beobachtete Formen. Enttäuschend fällt jedoch der Blick in den Bericht aus, da ein Großteil dessen, was über die ursprünglich veröffentlichten Inhalte hinaus verfasst wurde, hier geschwärzt ist, teilweise wurden Absätze komplett geschwärzt, wie auch die erwähnten Tabellen und Abbildungen, aus denen sich somit nichts entnehmen lässt. Entsprechend den gesetzlichen Regelungen sind die jeweiligen Gründe für die Schwärzungen angegeben, maßgeblich als Schutz von Quellen, Methoden, geheimdienstlicher Funktionen oder militärisch relevanter Hintergründe und Abläufe bzw. Informationen zu Fähigkeiten oder Schwachstellen diverser Systeme und allgemein zum Schutz der nationalen Sicherheit. Eine übliche Vorgehensweise, auch wenn das an manchen Stellen im Dokument nicht so recht einleuchtend ist und wenig sinnhaft erscheint. Was nach wie vor nicht vorliegt, sind die mit Sicherheit existierenden Dokumente zu den 144 erwähnten Fällen inkl. dem im Bericht erwähnten Bildmaterial, das bislang nicht freigegeben wurde. Allerdings gibt es ein verfügbares Dokument, das offenbar dem einen identifizierten Fall davon zugeordnet werden kann. 

Vergleich der beiden Berichtsversionen

Insofern offenbaren sich hier leider nur sehr begrenzt neue Informationen, auch wenn einzelne Details sicher die Spekulationen anheizen dürften. An manchen Stellen sind auch einzelne Wörter ausgetauscht oder Sachverhalte anders ausgedrückt, wohl auch durch die unterschiedlichen Zielgruppen, die Öffentlichkeit einerseits und der Kongress andererseits. Wir möchten hier nicht alle Details auflisten, dazu verweisen wir auf unsere Galerie mit allen Seiten des klassifizierten Berichts und das untenstehende Video von Greenewald.
Wesentliche Punkte aus dem klassifizierten Bericht im Dokumentenvergleich:

  • "Scope and Assumptions": Hier wird nunmehr auch die NASA als Beteiligter erwähnt, in welchem Zusammenhang und warum ist unklar. Geschwärzt ist hier ein Beteiligter, hinter dem Manche die CIA vermuten. Nur, wenn FBI, NSA und DIA lesbar erwähnt werden, warum dann nicht auch die CIA?
  • "Executive Summary": Ist ist in ihren Kernaussagen identisch, es gibt eine kleine Ergänzung zu UAP mit anscheinend ungewöhnlichen Flugeigenschaften, die einige Fälle davon hervorhebt, womit genau ist geschwärzt.
  • "Limited Data Leaves Most UAP Unexplained": Enthält größere Ergänzungen auf den nachfolgenden Seiten und zu den 144 zugrundeliegenden Vorfällen, hinsichtlich der Beteiligung (Personen oder Systeme) jedoch geschwärzt. Hingewiesen wird zu den erfassten Vorfällen auf die Herkunft der Berichterstatter (Militärangehörige, Küstenwache und andere Behörden) und was die Berichte an Daten beinhalten. Es finden sich auch Hinweise auf beobachtete Formen und Verhaltensweisen, deren Beschreibung jedoch ebenso geschwärzt wurde. Weiter definiert werden hier die schon im öffentlichen Bericht erwähnten Vorfälle, die offenbar militärische Aktionen bzw. Übungen gestört haben (Navy "Range Fouler"). Ferner wird auf eine geringe Anzahl an Berichten verwiesen, die etwas nicht weiter lesbares beinhalteten.
  • "UAP Collection Challenges": Zur UAP-Datensammlung ist ein größerer, zusätzlicher Absatz hinsichtlich miliärischer Sensorikerfassung komplett geschwärzt.
  • "But Some Potential Patterns Do Emerge": Hier sind Hinweise auf beobachtete Formen und Verhaltensweisen geschwärzt, was nicht  nachvollziehbar ist, ebenso wie Höhenangaben oder -bereiche in denen Beobachtungen stattfanden.
  • "And a Handful of UAP Appear to Demonstrate Advanced Technology": Im Abschnitt zu den Fällen, die anscheinend "fortgeschrittene Technologie" demonstrieren, sind dreierlei Verhaltensweisen anhand von Pilotenbeschreibungen zu einer jeweils geschwärzten Anzahl an Sichtungen beschrieben, bei denen sich die Objekte unterschiedlich bewegten oder reagierten ("appeared to change course and speed") oder bei starkem Wind ein Pilot mit der Flugzeugkontrolle zu kämpfen hatte ("fighting to keep his aircraft in the airspace") wohingehend des beobachtete Objekt unbeeinflusst davon war. Erwähnt werden hier auch Aufzeichnungen von Radaranzeigen.
  • Im weiteren Verlauf wird ein Vorfall der Navy im Jahr 2004 erwähnt, der sich mutmaßlich auf den Nimitz-Vorfall bezieht. Details dazu sind jedoch geschwärzt. Ferner ein Vorfall, in dem ein Hubschrauberpilot sowie zwei Waffensystemoffiziere mehrere Objekte beobachtet haben, hervorgehoben werden fünf Objekte, mehrere Details sind auch hier geschwärzt.
  • "UAP Probably Lack a Single Explanation": Bei den Kategorien möglicher Erklärungen, gibt es zu herkömmlichen luftgestützten Objekten eine geschwärzte Ergänzung. Zu "natürlichen atmosphärischen Phänomenen" gibt es jetzt den Hinweis, dass nicht alle UAP-Erscheinungen von solchen Phänomenen verursacht werden, man aber auch nicht ausschließt, dass einige der von Piloten berichteten UAPs darauf zurückzuführen sind. Zu "ausländischen, gegnerischen Systemen" gibt es ergänzende Erläuterungen, die komplett geschwärzt sind.
  • "UAP Threaten Flight Safety ...": Im Abschnitt zur Bedrohung der Flugsicherheit wird die Beobachtung eines Piloten erwähnt, deren Einzelheiten geschwärzt sind.
  • "Explaining UAP Will Require Analytic, Collection And Resource Investment": Im Abschnitt zur "Standardisierung der Berichterstattung, Datenkonsolidierung und Vertiefung der Analyse" findet sich ein zusätzlicher Absatz über die bestmögliche Nutzung von Fähigkeiten externer Abteilungen und Einrichtungen für einen effektiven Datentransfer. Erwähnt werden hier auch Strafverfolgungsbehörden.
  • Tabellen und Abbildungen: Sind komplett geschwärzt, wobei gerade die Formen von Interesse gewesen wären, auch wenn die Beschreibung von Formen immer auch von den Beobachtungsbedingungen abhängig ist und nicht zwangsläufig eine tatsächliche Objektform beschreibt. Einen Hinweis auf die ausgewerteten Formen bietet ein Dokument aus dem Leseraum der US Navy zu UAP-Dokumenten (s. weiter unten).
  • "Collection by Intelligence Diszipline" und "Federal Bureau of Investigation Support of Attribution Efforts": Zusätzlich enthalten sind diese beiden Anhänge, einmal zur geheimdienstlichen Datensammlung und einmal zur Beteiligung des FBI, hinsichtlich möglicher Bedrohungen der nationalen Sicherheit, beides jedoch weitgehend redigiert. Allerdings sind zwei Hinweise bei der geheimdienstlichen Datensammlung von Interesse, zum Einen verweist der Abschnitt "Geospatial Intelligence" (raumbezogene Aufklärung) auf erfasste Bilder und Videos, die möglicherweise per Satellit oder auf ähnliche Weise von der National Geospatial-Intelligence Agency (NGA) erhoben wurden, zum Anderen scheint es aus der "Signal Intelligence" (Fernmelde- und elektronische Aufklärung) Erkentnnisse zu Beobachtungen zu geben (komplett geschwärzt), während zur verwandten "Measurement and Signature Intelligence" (Mess- und Signaturaufklärung) erwähnt wird, dass es dazu keine Aufzeichnungen zu den gesammelten Vorfällen gibt. Darunter fallen bspw. elektromagnetische oder elektrooptische Abstrahlungen, Akustik oder auch chemische Spuren.

Nachfolgend zeigen wir in der Galerie sämtliche Seiten des klassifizierten Berichts in der Gegenüberstellung zum öffentlichen und haben darin die zusätzlichen Textpassagen aus dem klassifizierten Bericht markiert und mit kleinen Hinweisen versehen.

 

 

Der gesamte Vorgang mit dem kompletten Bericht kann auf The Black Vault eingesehen werden. Da der klassifizierte Bericht eine quasi erweiterte Version des zuvor veröffentlichten ist und dessen Ausführungen enthält, ändert sich demzufolge auch nichts an den Kernaussagen im "Executive Summary", die auch kaum redigiert wurden. Warum manche Stellen, wie bspw. beobachtete Formen oder auch Passagen bei herkömmlichen luftgestützten Objekten ("Airborne Clutter"), geschwärzt sind, ist nicht immer nachvollziehbar und erscheint auch nicht immer sinnvoll. Greenewald nennt es daher auch frustrierend und entmutigend, hält die Geschichte dennoch für wert, sie weiter zu verfolgen.

Kommentar des spanischen UFO-Forschers Vicente Juan Ballester-Olmos

Der UFO-Forscher Ballester-Olmos hat in einem aktuellen Artikel ("On the 2021 UAPTF Classified Report") ebenso einen Kommentar zum klassifizierten Bericht verfasst, der auf Academia verfügbar ist und den wir ergänzend zum Lesen empfehlen. Wir möchten hier auzugsweise einige Passagen zitieren. Interessant ist sein abschließender Hinweis auf ein Dokument im Leseraum der US Navy mit UAP-Dokumenten, das sich einerseits vermutlich auf den Ballon bezieht, der im identifizierten Fall der 144 Gesamtfälle als Ursache angenommen wird und andererseits einen Anhaltspunkt auf die oben erwähnten häufigen Formen gibt, da sich im Dokument ein Abschnitt mit diversen Formen befindet, die dort ausgewählt werden können. Insofern hätten wir hier zumindest ein Dokument zu den erwähnten 144 Fällen im UAP-Bericht.

Erstens müssen wir betonen, dass das Ziel des ursprünglichen Berichts darin bestand, "den politischen Entscheidungsträgern einen Überblick über die Herausforderungen zu geben, die mit der Charakterisierung der potenziellen Bedrohung durch die UAP in Verbindung stehen." Für mich ist dies von Anfang an ein verfehltes Ziel. Die Assoziierung von Signifikanz ist eine vorgefasste Meinung, die dem Thema unnötige Dramatik und Fantasie verleiht. Offensichtlich ist dies aufgrund des aktiven Drucks von Lobbyisten der Ufologen und Befürwortern außerirdischer Ideen, hauptsächlich aus dem politischen und geheimdienstlichen Bereich, geschehen. Daher werde ich den öffentlichen, nicht klassifizierten Bericht mit der klassifizierten Version (acht Seiten länger) vergleichen, um zu sehen, welche Beobachtungen sich daraus ergeben könnten.
 
Christopher Mellon ist der Hauptarchitekt des Vorstoßes für diese Gesetzgebung, mit Unterstützung von Luis Elizondo. Die Begründung für das Advanced Aerospace Weapon System Applications Program (AAWSAP) des Pentagons und dessen Nachfolger, das Advanced Aerospace Threat Identification Program (AATIP), lautet angeblich: "Das Ziel dieses Programms ist es, die Physik und Technik dieser Anwendungen zu verstehen, wie sie sich auf die ausländische Bedrohung bis in die ferne Zukunft, d.h. von heute bis zum Jahr 2050, beziehen." Die Darstellung von UFOs als nationales Sicherheitsproblem ist der einzige Weg, um das Interesse des Militärs zu wecken, und war der Grund dafür, dass die US Air Force von den 1940er bis in die 1960er Jahre fliegende Untertassen untersuchte. [S. 1]
...

UAP PROBABLY LACK A SINGLE EXPLANATION
Die Kapitelüberschriften des Berichts enthalten hervorragende Hinweise für nicht geistig blinde Leser. Sie sind alles andere als subtil. Skeptische UFO-Forscher behaupten schon lange, dass es nicht ein einheitliches UFO-Phänomen gibt, sondern eine umfangreiche Liste von Ursachen, die alle gemeldeten Sichtungen erklären. Meistens handelt es sich um Fehlinterpretationen. Auch die UAPTF beginnt sich dieser Realität zu stellen, wenn man versteht, was die Kapitelüberschriften andeuten. [S. 5]
...

UAP THREATEN FLIGHT SECURITY SAFETY AND, POSSIBLY, NATIONAL SECURITY
Mein sofortiger Gedanke ist: Wie viele kommerzielle oder militärische Unfälle in der Geschichte der Luftfahrt gab es, die mit nicht identifizierbaren Flugobjekten zusammenhingen? Von 1903 bis heute sind Hunderte von Millionen von Flügen durchgeführt worden. Ist es rational, dass sich heute irgendeine Regierung fragt, ob UFOs/UAPs ein Risiko für die Flugsicherheit darstellen? Wenn es wahr wäre, hätte man es dann nicht schon vor vielen Jahren mit umfangreichen Beweisen belegen können? Was den zweiten Teil des Titels betrifft, so ist er noch weniger logisch, wenn zahlreiche Regierungen auf der ganzen Welt ihre UFO-Abteilungen geschlossen und ihre UFO-Archive freigegeben und deklassifiziert haben, in der Überzeugung, dass UFO-Sichtungen in all diesen Jahren (1947 bis heute) kein Risiko für die nationale Sicherheit darstellten. Will man das Rad noch einmal neu erfinden? [S. 5,6]
...

Einmal mehr scheint die nationale Sicherheit auf dem Spiel zu stehen. Seit 75 Jahren werden fliegende Untertassen und UFOs gesichtet, aus der Luft und vom Boden aus. Sogar angebliche Humanoide neben ihren gelandeten Raumschiffen. Beobachtungen durch Zivilisten und Militärangehörige. Sogar Menschen, die berichteten, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Alles, was geschehen könnte, ist bereits geschehen. So heißt es zumindest. Was bedeutet das für die nationale Sicherheit? Nichts. Jetzt berufen sie sich auf nationale Sicherheitsbedenken, weil die meisten Sichtungen in dem Bericht während militärischer Operationen, in geschützten Gebieten und von hochentwickelten Flugzeugen oder Schiffen aus erfolgten. Die Besorgnis bezieht sich also nicht auf das Ziel selbst, sondern auf das Umfeld, in dem es sich befindet.

Ich bezweifle auch, dass die FBI-Agenten vor Ort praktische Hilfe leisten können, wenn ein UAP in der Nähe eines Raketensilos, von einem Stealth-Flugzeug oder einem Marineschiff aus oder während einer geheimen Militärübung registriert wurde. Sie wird äußerst begrenzt sein. [S. 8]
...

Für weitere Einblicke in den UAPTF-Bericht empfehle ich die Dateien im FOIA Reading Room der US Navy, "Case-Files: UFO Info", der einige der Dokumente enthält, die in die Bewertung der UAPTF einflossen1.

Eine bestimmte Datei ist von Interesse, ein UAP, über das in einem "Range Fouler Debrief Form" berichtet wird. Obwohl es nicht explizit gekennzeichnet ist, scheint es das einzige Objekt der UAPTF zu sein, das mit "hoher Zuverlässigkeit" identifiziert werden konnte2.

Darüber hinaus gibt das Formular möglicherweise Aufschluss über die im UAPTF-Bericht geschwärzten Informationen zu "häufigen Formen" für UAP. Auf dem Formular gibt es den Abschnitt: "Bitte zutreffendes auswählen" der die folgenden zwölf Kästchen für Formen und Merkmale enthält:
Rund
Quadratisch
Ballonförmig
Flügel/Flugzeugrahmen
Andere Form
Scheinbarer Antrieb
Bewegliche Teile
Metallisch
Markierungen
Transluzent
Undurchsichtig
Reflektierend

Abschließend wäre es angebracht, kurz auf die Verwendung der UFO-Terminologie durch das US-Militär einzugehen. Eine gute Quelle ist das Interview des US-Marinesprechers Joseph Gradisher, das 2019 in der The Washington Post erschien3.

Zusammenfassend erklärte Gradisher, dass "die Terminologie 'Unidentifizierte Luftphänomene' verwendet wird, weil sie die grundlegende Beschreibung für die Sichtungen/Beobachtungen von nicht autorisierten/unidentifizierten Flugzeugen/Objekten darstellt, die beim Eindringen in den Luftraum verschiedener militärisch kontrollierter Übungsplätze beobachtet wurden." Gradisher sagte der Post, dass UAP kein neuer Begriff sei, dass die Navy es vorzog, das kulturelle Stigma zu beseitigen, das Piloten davon abhalten könnte, "UFO"-Vorfälle zu melden, aus Angst, als "verrückt" abgestempelt zu werden. "Gradisher sagte, eine mögliche Erklärung könnte der Aufstieg unbemannter Luftfahrtsysteme sein... wie Quadrocopter, eine Art Drohne, die für die Öffentlichkeit leicht zugänglich ist." Wenn die Navy UAP sagt, meint sie eigentlich unidentifizierte Flugzeuge, aber die Öffentlichkeit hört UFO. [S. 8,9]

1 https://tinyurl.com/4futvc5t
2 File name: “RANGEFOULERDeflatedBalloon”: https://www.secnav.navy.mil/foia/readingroom/CaseFiles/UFO%20Info/UAP%20DOCUMENTS/RANGEFOULERDeflatedBalloon.pdf
3 Kayla Epstein, “Those UFO videos are real, the Navy says, but please stop saying ‘UFO,’” The Washington Post online, September 18, 2019, https://www.washingtonpost.com/national-security/2019/09/18/those-ufo-videos-are-real-navy-says-please-stop-saying-ufo/

 
Hier das oben erwähnten Dokument, das auch die auswählbaren Formen enthält.

Bewertung des Berichts

Wie schon bei dem freigegebenen Bericht, kann sich auch hier jeder seine eigene Meinung ableiten und bestätigen. Der Bericht vermittelt einen gewisssen Eindruck darüber, wie US-Regierung und -Militär das Phänomen sehen und damit umgehen. Viele Fragen bleiben offen oder es werden neue aufgeworfen. Durch die umfassenden Redigierungen bleibt vieles Spekulation und es kann nur geraten werden, was tatsächlich dort geschrieben steht. Essentielles oder gar detaillierte Beschreibungen über die 144 erfassten Vorfälle enthält auch der vorliegende Bericht nicht, auch wenn sich einige zusätzliche Anhaltspunkte und Details ergeben. Ausführlichere Beschreibungen der Vorfälle wären hier natürlich für deren Beurteilung von großem Interesse. Unterlagen und Berichte zu den Beobachtungen sind sicherlich vorhanden und evtl. ergibt sich aus dieser Richtung noch das eine oder andere. Sieht man sich die Redigierungen hier jedoch an, dann sollte man darauf nicht hoffen. Evtl. taucht an der einen oder anderen Stelle das erwähnte Bildmaterial aus der "Geospatial Intelligence" auf, das möglicherweise ergiebiger ist, als das bisherige.

In Sachen der Bewertung des Berichts gehen die Meinungen demzufolge auseinander, nicht nur innerhalb der UFO-Szene, sondern auch zwischen Wissenschaftlern. Während Manche in dem Bericht einen Paradigmenwechsel oder gar das Ende eines UFO-Tabus sehen, da man endlich offiziell die Existenz von UFOs bzw. UAPs anerkenne, die zugrundeliegenden Fälle aus glaubwürdigen Quellen stammen, eine Erfassung auch durch diverse Sensoren bzw. Instrumente erfolgte und sich scheinbar auffällige Verhaltensweisen zeigten. Auch soll man sich nunmehr auch als Wissenschaftler mit dem Thema befassen können, ohne belächelt oder diskriminiert zu werden. Andere jedoch sehen das Ganze nüchterner, alleine aufgrund der im Bericht getroffenen Aussagen, die aus kritischer Sicht nichts offenbaren, was man eigentlich nicht schon vorher wusste, geahnt oder erwartet hätte. Zudem spiegelt der Bericht im Speziellen die Sichtweise des Pentagons bzw. der am Projekt beteiligten Personen wieder, wohingegend andere Länder nach ähnlichen Projekten zu anderen Schlussfolgerungen kamen bzw. das anders beurteilen, wie bspw. die UFO-Debatte im UK Parlament oder die Stellungnahme der dänischen Verteidigungsministerin aufzeigte. Auch hat es seitens der US Air Force schon weitaus früher ganz ähnliche Aussagen gegeben und auch Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche befassen sich seit Jahrzehnten mit dem UFO-Phänomen bzw. äußern sich dazu. Dennoch scheint der Bericht und die breite Berichterstattung darüber zumindest in Teilen eine neue Aufmerksamkeit erzeugt zu haben, die möglicherweise die Diskussion darüber vereinfacht und auch zu neuen Projekten animiert.

Bereits die Betitelung des Berichts als "Vorläufige Beurteilung" (Preliminary Assessment) zeigt jedoch, dass darin keine endgültigen Feststellungen getroffen werden sollen bzw. können. Auch im Bericht muss man nur genau lesen, was dort geschrieben steht und schon manche Überschriften bestätigen, was die private UFO-Forschung schon lange weiß. So z.B. dass die meisten UAP aufgrund unzureichenden Daten oder inkonsistenter Berichterstattung ungeklärt sind und es keine einfache, sondern vielfältige Erklärungen für UAP-Sichtungen gibt, dass es nur eine begrenzte Anzahl an hochqualitativen Berichte gibt und dass es auch für ungeklärte Beobachtungen diverse herkömmliche Ursachen geben kann. Aus diesem Grund werden in dem Bericht bewusst auch keine endgültigen Schlussfolgerungen getoffen, sondern auf die Notwendigkeit weiterer Analysen und qualitativer Datenerhebung hingewiesen. Gerade letzteres wird in der medialen Berichterstattung meist unterschlagen, wenn von "unerklärlichen" Phänomenen und fremdartigen Flugobjekten gesprochen wird, die der Bericht nachgewiesen habe. Hat er eben nicht. Alleine das genaue Lesen des Berichts zeigt, dass hier nirgends von Aliens oder exotischen Flugobjekten die Rede ist. Nachfolgende Abbildung zeigt einige Ausschnitte aus dem Bericht mit entsprechenden Textstellen.

Ferner soll auf ein wichtiges Detail zu den beschriebenen, außergewöhnlichen Verhaltensweisen der beobachteten Objekte hingewiesen werden, da diese gerne als tatsächliche Objekteigenschaften interpretiert werden. Nicht ohne Grund werden diese Eigenschaften als "anscheinend" beschrieben, also das Objekt schien dieses oder jenes Verhalten gezeigt zu haben ("appeared to"). Ein anscheinendes Verhalten oder eine scheinbare Eigenschaft muss kein tatsächliches Verhalten oder eine tatsächliche Eigenschaft sein. Dass der Schein trügen kann und beobachtetes Verhalten, insbesondere bei reinen Augenzeugenbeobachtungen, auch ein Ergebnis der Rahmenbedingungen während der Beobachtung und der Beobachtersituation ist, ist eine triviale Erkenntnis und zeigt sich vielfach auch in der Menge identifizierter Beobachtungen. Es ist hier immer zwischen Wahrnehmung und Interpretation zu trennen. Folgerichtig weist der Bericht auch darauf hin, dass für konkrete Aussagen über die wahre Natur und zur Validierung der Daten ergänzende, gründliche Untersuchungen notwendig sind (s. Abb. unten).

 

Eine kritische Betrachtung des vorliegenden Berichts schließt natürlich nicht aus, dass es in den zugrundeliegenden Fällen nicht doch auch interessante Aspekte gibt oder solche noch ans Tageslicht kommen. Allerdings muss sich dies dann noch zeigen. Auch wir sind da völlig offen.

John Greenewald hat mittlerweile ein ausführliches YouTube-Video zu dem Bericht erstellt, worin er das ganze detailliert darstellt (s.u.). Einige Sprungmarken dazu (Link öffnet YouTube-Video in neuem Fenster):
Zur Kontroverse um den angeblichen Umfang des klassifizierten Berichts (0:06:30): https://youtu.be/GILd3Sudbos?t=392
Über die Gründe der Redigierungen (0:12:00): https://youtu.be/GILd3Sudbos?t=724
Detaillierter Vergleich der beiden kompletten Dokumente (ab 0:17:00): https://youtu.be/GILd3Sudbos?t=1029
Vergleich des Abschnitts zu den Vorfällen mit möglicherweise fortgeschrittener Technologie (ab 0:32:50): https://youtu.be/GILd3Sudbos?t=1970
Zu den Tabellen, Abbildungen und Anhängen (ab 0:52:30): https://youtu.be/GILd3Sudbos?t=3152

 

 

Quelle: The Black Vault: "June 2021 Classified UAP/UFO Report Given to Congress Partially Released"

Bericht dazu auf The Debrief: Analysis: Newly Released Version of Once-Classified Report Presents New Clues About the U.S. Government’s UAP Investigations

 

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