Ballons, UFOs oder Aliens?

Mit Updates vom 23. Februar 2023

Seit der Entdeckung des chinesischen und mutmaßlichen Spionageballons und nach dessen Abschuss Anfang Februar, kann nicht nur in den USA eine regelrechte Ballonmania beobachtet werden, die nicht nur in den Medien einen großen Widerhall findet, sondern auch in der UFO-Szene, wegen einiger bislang nicht eindeutig identifizierter Objekte im Luftraum. Seither erscheinen praktisch täglich Presseberichte und man kommt mit dem Lesen kaum nach. Wir möchten an dieser Stelle einige Informationen dazu zusammenstellen. Auch in unserem UFO-Echo zur Kw 6 sowie zur Kw 7 haben wir einige Presseberichte zusammengetragen. Einen regelmäßig aktualisierten Stand gibt es u.a. auf der Seite der tz.

Welche Objekte wurden bislang beobachtet bzw. abgeschossen?

Bislang gab es vier Objekte, die beobachtet und abgeschossen wurden, sowie eine weitere, allerdings visuell unbestätigte, Radarbeobachtung (s. Grafik unten):

1: Anfang Februar wurde über mehrere Tage ein bestätigter chinesischer Ballon in großer Höhe beobachtet, der über Nordamerika flog und als mutmaßlicher Spionageballon eingestuft wird. Vor der Atlantikküste bei South Carolina wurde der Ballon schließlich am 4. Februar abgeschossen. Einzelteile wurde mittlerweile geborgen und werden noch analysiert.
Im Anschluss wurden weitere Objekte registriert, die bislang nicht eindeutig identifiziert werden konnten, die aber als mögliche Bedrohung eingestuft und in Folge abgeschossen wurden. Diese Objekte waren kleiner als der 60 Meter große chinesische Ballon:
2: Vor der Küste Alaskas wurde ein hoch fliegendes Objekt in Kleinwagengröße ohne erkennbare Technik am 10. Februar abgeschossen, das auf Meereis abgestürzt ist und bisher nicht geborgen werden konnte. Das Objekt sei weder bemannt noch manövrierfähig gewesen. Die US-Regierung wollte den genauen Abschussort nicht bestätigen. Indizien deuten aber darauf hin, dass er sich in der Nähe von Deadhorse in Alaska befunden haben soll, unweit der Ölfelder von Prudhoe Bay. Dort befinden sich die größten Ölfelder Nordamerikas, ebenso die Trans-Alaska-Ölpipeline. Im Bundesstaat Alaska liegen zudem neun Basen des US-Militärs sowie wichtige Teile des US-Raketenabwehrsystems.
3: Über dem Grenzgebiet von Kanada zu Alaska wurde am 11. Februar ein weiteres Objekt in größerer Höhe abgeschossen, das als zylinderförmig beschrieben wurde. Es soll sich lt. Pentagon um einen "kleinen, metallischen Ballon mit einer darunter angebundenen Nutzlast" gehandelt haben. Das Objekt ging in dem äußerst dünn besiedelten Gebiet Yukon herunter. Wrackteile davon sollen noch gesichert und analysiert werden.
5: Am 12. Februar wurde über dem Huronsee ein viertes Objekt abgeschossen, das in niedrigerer Höhe flog und als Gefahr für den zivilen Luftverkehr eingestuft wurde und darauf hin ebenso abgeschossen wurde. Dieses Objekt wurde als achteckig beschrieben, mit herabhängenden Seilen, ohne erkennbare Nutzlast dran. 
4: Ein Sonderfall war ein am 11. Februar per Radar registriertes Objekt über Montana, das zu einer kurzfristigen Schließung des dortigen Luftraums führe. Kampfjets, die zur Aufklärung aufstiegen, konnten jedoch kein Objekt ausmachen, so dass der Vorfall als eine "Radaranomalie" eingestuft wurde, möglicherweise ausgelöst durch das über dem Huronsee abgeschossenen Objekts.

Update 18. Februar: Die zuerst vorgesehene Bergung der Überreste der zuletzt abgeschossenen Ballons wurde mittlerweile nach mehreren Tagen Suche abgebrochen. Als Hauptgründe werden unübersichtliches Gelände sowie schlechtes Wetter angegeben. Ein weiterer Grund dürfte sein, dass man mittlerweile von eher harmloseren, privaten oder kommerziellen Ballons ausgeht, die keine Bedrohung für die Sicherheit darstellten. Insofern wäre ein entsprechender Aufwand auch als unverhältnismäßig anzusehen, nur um Überreste von bspw. Folienballons zu bergen.

Update 23. Februar: Aktuell wurde ein Schnappschuss des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons freigegeben. Es zeigt ein Selfie eines Piloiten aus dem Cockpit heraus, mit dem Ballon im Hintergrund.

 

Weitere Ballons

Auch über Lateinamerika wurde jüngst ein Ballon entdeckt. Er schwebte über Kolumbien, Venezuela und Costa Rica. Die chinesische Botschaft habe sich für den Vorfall entschuldigt und erklärt, dass der Ballon für wissenschaftliche Forschungen, vor allem Wetterstudien, eingesetzt wurde, teilte das costa-ricanische Außenministerium mit. 2020 wurden in Japan ähnliche Flugobjekte bemerkt. Auch die USA waren bereits vor dem Vorfall von Anfang Februar Ziel von Ballons: Während der Präsidentschaft von Donald Trump sind bereits drei solcher Ballons unbehelligt über die USA hinweg geschwebt. Auch unter Joe Biden gab es bereits eine Sichtung. Der große Unterschied zu dem abgeschossenen Ballon sei gewesen, dass die vorherigen den US-Luftraum nicht über so einen langen Zeitraum überflogen hätten. Warum steigen erst jetzt Kampfjets auf und feuern Raketen ab? Das Pentagon hegte schon unter Trump Bedenken, weil nicht zu identifizierende Flugkörper insbesondere über US-Militärbasen gesichtet wurden. Zwar war die Herkunft dieser Objekte offenbar damals noch unklar. Drohnen und Ballons aus China oder Russland, die wertvolle Informationen sammeln könnten, waren aber bereits ein naheliegender Verdacht. 

Warum ist darüber hinaus aber bis heute so wenig passiert? Tyler Rogoway, Chefredakteur des in den USA bekannten Militärfachblogs "The War Zone", erhob bereits 2019 Vorwürfe gegen das Pentagon. In einem Artikel warf er den amerikanischen Militärstrategen "grobe Untätigkeit" bezüglich der ungeklärten Luftphänomene vor. Es gebe eine "Lähmung der Systeme", die eigentlich die wichtigsten Militärtechnologien der USA schützen sollten. Das weise auf ein "massives Versagen der US-Militärgeheimdienste" hin. Der hochmoderne Militärapparat nehme ausgerechnet die niedrigschwelligen Technologien nicht ernst genug. Rogoway machte eine speziell amerikanische Ufo-Manie mitverantwortlich für die Blindheit bezüglich der realen Gefahr. Gegnerische Mächte seien mit diesen einfachen Mitteln in der Lage, "hochwertige elektronische Geheimdienstdaten" über die USA zu sammeln. Kritische Daten, die sonst nur sehr schwer verlässlich zu bekommen seien. Die Verantwortlichen im US-System seien eine Gefahr für die nationale Sicherheit, weil sie durch einen "Mangel an Vorstellungskraft, Neugier und Kreativität" ein "nahezu perfektes Vakuum geschaffen" hätten, das "Feinde ausnutzen könnten und wahrscheinlich in erstaunlichem Maße ausgenutzt haben", so Rogoway 2019. 
Die ehemalige UAP Task Force des Pentagons bestand wohl lediglich aus einem kleinen Büro, in dem UFO-Enthusiasten wie Jay Stratton oder Dr. Travis Taylor mit begrenzten Finanzmitteln vor sich hin arbeiteten und den Fokus eher auf mögliche außerirdische Ursprünge gelegt haben. Das aktuell eingerichtete UAP-Büro AARO scheint hierzu allerdings deutlich professioneller und seriöser zu arbeiten und hat in seinen Aussagen bereits auch auf solche Ballons oder auch Drohnen als Verursacher von UAP-Sichtungen hingewiesen.

Auch im asiatischen Raum werden diverse Ballonüberflüge gemeldet, die China zugeordnet werden. Auch Japan macht China Vorwürfe wegen mutmaßlicher Spionage im japanischen Luftraum. Eine neue Untersuchung zu unbekannten Flugobjekten, die in den vergangenen Jahren Japan überflogen hätten, sei zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit um unbemannte Aufklärungsballons" gehandelt habe, teilte das japanische Verteidigungsministerium am Dienstagabend mit. Die Analyse bezog sich unter anderem auf Vorfälle im November 2019, im Juni 2020 sowie im September 2021. Daneben sind Vorfälle aus Indien, Vietnam, Taiwan und den Philippinen bekannt. Die Ballons würden zum Teil von der Küste der südchinesischen Insel Hainan aus operieren. Sie seien bisher über fünf Kontinenten gesichtet worden. Aber selbst China sieht sich nun von Ballons bedroht und beschuldigt die USA, im vergangenen Jahr mehr als zehn Mal Ballons in großer Höhe über China fliegen gelassen zu haben. Dies sei ohne Erlaubnis der Volksrepublik geschehen, erklärte Außenamtssprecher Wang Wenbin in Peking. Aktuell sind zumindest über Deutschland noch keine derartigen Spionageballons oder andere vergleichbare Objekte gesichtet oder bestätigt worden.

Update 16. Februar: Wie das US-Verteidigungsministerium mitteilt, ist die Lage in den vergangenen Tagen, nach dem letzten Abschuss am 12. Februar, insgesamt ruhig. Es gab seither keine weiteren vergleichbaren Vorfälle oder Beobachtungen.

Update 18. Februar: Ein ballonartiges Objekt wurde am 14. Februar über dem Luftraum von Rumänien und Moldau beobachtet, das Merkmale eines Wetterballons aufwies. Aufgestiegene Militärflugzeuge konnten das Objekt jedoch weder mit Radar orten noch visuell bestätigen. Insofern ist unklar, worum es sich bei dem Objekt gehandelt hat und ebenso, ob es ein oder ggf. mehrere Objekte waren.

Warum es zur Häufung an Sichtungen kam und was hinter den Objekten stecken könnte

Doch warum häufen sich nun die Berichte und Abschüsse solcher unbekannten Flugobjekte? Klar ist: Nach dem Zwischenfall mit dem mutmaßlichen Spionageballon aus China hat das North American Aerospace Defense Command (NORAD) sein Radarsystem angepasst, um den Luftraum noch genauer zu inspizieren. Heißt man hat quasi den Filter für die Objektregistrierung erweitert, um auch kleinere oder langsamere Objekte zu erkennen. Die Folge: NORAD findet auch mehr Objekte. Vize-Verteidigungsministerin Melissa Dalton räumt ein, die Umstellung der Systeme könne "zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben". Andererseits sei das Bewusstsein für eine mögliche Gefahr durch unbekannte Flugobjekte gestiegen. Das Luftverteidigungskommando sei sehr sensibel geworden für alles, was nur ein bisschen wie ein ungewöhnliches Objekt am Himmel aussehe. Das könne "zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben", so Dalton.

Inzwischen hat das US-Militär die Route des abgeschossenen chinesischen Ballons bereits seit seinem Start verfolgt. Der Ballon sei schon gut eine Woche beobachtet worden, bevor er Ende Januar in den US-Luftraum eingedrungen sei. Der Ballon startete demnach von seinem Heimatstützpunkt auf der südchinesischen Insel Hainan. Er habe zunächst eine Flugbahn eingeschlagen, die ihn über das US-Außengebiet Guam zu führen schien, wo sich mehrere US-Militärstützpunkte befinden. Doch dann habe er unerwartet einen nördlichen Kurs eingeschlagen. Der Ballon habe später über Alaskas Aleuten-Inseln geschwebt und sei dann über Kanada gedriftet, von wo er anscheinend durch starke Winde auf das Festland der Vereinigten Staaten getrieben sei. Insofern besteht durchaus die Möglichkeit, dass China mit seinem "Überwachungsgerät" nicht absichtlich in das amerikanische Kernland eindringen wollte.

Update 16. Februar: Wie auf RTL-SDR.COM zu lesen ist, könnte es sich bei dem über Kanada abgeschossenen Objekt um einen kleinen privaten Ballon für den Amateurfunk gehandelt haben, der zu dieser Zeit in der Region flog. Hierfür wurde ein kleiner mit Helium befüllter Folienballon verwendet. Die prognostizierte Flugroute und die Beschreibung des Objekts als metallisch glänzend würde zu einem solchen Folienballon passen.

Die am Freitag, Samstag und Sonntag abgeschossenen Objekte waren viel kleiner als der Ballon. Zudem war der Ballon mit 18 Kilometern deutlich höher unterwegs. Das zylindrische Flugobjekt vom Freitag flog mit zwölf Kilometern Höhe deutlich tiefer. Die Höhe entspricht in etwa der Flughöhe von Passagierflugzeugen. Bei den Objekten, die zwischen Freitag und Sonntag abgeschossen wurden, ist noch unklar, woher sie stammen. Es gebe bislang keine Hinweise, dass das über Alaska abgeschossene Objekt aus China kommt. Unklar ist auch der Einsatzzweck der zuletzt abgeschossenen drei Objekte. Zumindest anfangs wurde hier ebenso von möglichen chinesischen Flugobjekten zur Spionage ausgegangen, da es im Raum Alaska einige militärische Einrichtungen gibt und auch eine Pipeline durch Alaska verläuft. Allerdings erklärte das Pentagon am Sonntag, es sei noch unklar, worum es sich bei den drei Flugkörpern genau gehandelt habe. Der Kommandeur des US-Nordkommandos, Glen VanHerck, sprach von "sehr kleinen Objekten". Er wollte weder Form noch Größe beschreiben, sagte aber, sie hätten sich sehr langsam fortbewegt, etwa mit Windgeschwindigkeit. So ist bislang nicht bekannt, was genau jeweils vom Himmel geholt wurde, aus welchem Land es kam, und welchen Zweck es verfolgte. Die Überreste sollen darüber Aufschluss geben. Das über Kanada abgeschossene Objekt sei möglicherweise dem Ballon ähnlich, der in South Carolina abgeschossen wurde, auch wenn es eine andere Größe und Form aufweise.

Aktuell geht man bei den drei zuletzt abgeschossenen Objekten nicht mehr zwingend von ausländischen Spionageballons aus. Diese sind nach ersten Erkenntnissen aus Washington nicht Teil einer Spionageballon-Flotte aus China. Es gebe bisher außerdem keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass die Flugobjekte zu Spionagezwecken unterwegs gewesen seien, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag. Man wisse aber noch nicht, woher die Objekte stammten und was ihre Mission gewesen sei. Ihre Überreste seien immer noch nicht gefunden worden. "Die Möglichkeit, dass es sich um Ballons handelt, die einfach an kommerzielle Einrichtungen oder Forschungseinrichtungen gebunden und daher harmlos sind, wird nicht ausgeschlossen", betonte Kirby. Antworten wird es wohl erst nach Bergung und Analyse von Wrackteilen geben. Gefordert wird in dem Zusammenhang auch eine größere Transparenz von US-Präsident Joe Biden, der sich bislang nicht zu den drei nachfolgend abgeschossenen Objekten äußerte.

Nach Ansicht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg seien die mutmaßlichen Spionage-Objekte über den USA Teil verstärkter Überwachungsaktivitäten durch Länder wie China und Russland. Der Norweger sprach am Montag in Brüssel von einem "Muster, bei dem China, aber auch Russland, ihre Geheimdienst- und Überwachungsaktivitäten gegen Nato-Verbündete" verstärkten. Daher sei ein stärkerer Austausch von Informationen, die Zusammenarbeit und der Schutz der Luftraums notwendig. Europäische Länder überprüfen aktuell die Gewährleistung der Luftsicherheit.

Briefings und Stellungnahmen der US-Regierung

Update 18. Februar: Am 12. Februar, kurz nach dem Abschuss des dritten Objekts, gab es ein erstes Briefing im Pentagon, das zwar nicht-öffentlich war, jedoch protokolliert und dessen Transkript auf den Seiten des DOD veröffentlicht wurde. Ferner gab es am 14. Februar ein geheimes Briefing im US-Senat, nach dessen Abschluss der teilnehmende Senator Marco Rubio, Mitglied des Geheimdienstausschusses im Senat, gegenüber Journalisten einige Kommentare dazu abgab, die recht interessante Äußerungen enthielten. Zwar beantworteten beide Briefings keine Details zu den Objekten (woher und warum), allerdings zeigen sie mögliche Hintergründe früherer UAP-Sichtungen auf, die in den vergangenen Jahren gesammelt und in den beiden UAP-Berichten auch erwähnt wurden. Zudem erläutern sie Hintergründe und Vorgehen bei der Aufklärung und dem Abschuss der Objekte. Bestätigt wird hier das Auftreten solcher Objekte in der Vergangenheit, so dass dies im Grunde nichts Neues war, nur dass man sie jetzt konkret erfassen und abfangen konnte und erstmalig in der Geschichte auch solche Objekte abgeschossen hat. Hinsichtlich des Bildmaterials der Objekte sowie einer Beeinflussung von Flugzeugsensoren wollten man keine Angaben machen. Zur Freigabe von Bildmaterial wurde erwähnt, dass man transparent sein wolle und ggf. in den folgenden Tagen etwas dazu veröffentlichen würde. In seinen Stellungnahmen meint Rubio, dass eigentlich mindestens 95 % der geteilten Informationen auch an die Öffentlichkeit weiter gegeben werden könnten, zudem legte er einen Schwerpunkt darauf, dass derartige Vorfälle zu Hunderten in den vergangenen Jahren aufgetreten seien. Auch betont er, dass es hier nicht um Außerirdische gehe.

Zu diesen Briefings haben wir einen eigenen Blogbeitrag aufgesetzt, mit kompletten Transkripts.

Stecken Aliens hinter den unbekannten Flugobjekten?

Als im Zusammenhang der zuletzt abgeschossenen Objekte von "unbekannten Flugobjekten" gesprochen wurde, kam umgehen der Begriff UFO auf, was im Wortsinn auch völlig korrekt ist, da es sich um bislang noch unidentifizierte fliegende Objekte handelt. Dies ist immer auch wertfrei und hat nichts mit Außerirdischen in fliegenden Untertassen zu tun, was damit leider häufig verbunden wird. Wenig hilfreich war die Anmerkung des US-Generals Glen VanHerck auf die Frage eines Journalisten, ob das Pentagon ausschließen könnte, dass Außerirdische hinter den mysteriösen Flugobjekten steckten: "Ich überlasse es den Geheimdiensten und der Spionageabwehr, das herauszufinden. Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen." Und weiter: "Ich werde sie nicht als Ballons einstufen, wir nennen sie nicht ohne Grund 'Objekte'." Abgeordnete beider Parteien im Senat fordern daraufhin eindringlich mehr Informationen, um zu verhindern, dass sich weiter wilde Theorien verbreiten. Angesichts der zunehmenden Spekulationen fühlte sich das Weiße Haus zu einer Klarstellung bemüßigt und schloss einen möglichen Zusammenhang mit Außerirdischen aus. "Es gibt keinen Hinweis auf Aliens oder außerirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Aktionen", sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre in Washington. "Ich wollte sicherstellen, dass das amerikanische Volk das weiß." Es habe viele Fragen dazu gegeben, "und es war uns wichtig, das von hier aus zu sagen."

In der UFO-Szene fand die Erwähnung "unbekannter Flugobjekte" natürlich ihren Widerhall und führt seither auch zu entsprechenden Spekulationen, wenngleich es nicht sonderlich plausibel  erscheint, dass fortgeschrittene Außerirdische sich dann hier derart einfach abschießen lassen. Einige bezeichnen dies schlicht auch als absurd, nicht unbegründet. Allerdings sehen dies die meisten in der Szene auch eher zurückhaltend, auch wenn manche Kollegen hier dennoch einen Rest Mysteriöses sehen und man das ja nicht ausschließen könne oder dürfe. Aus unserer Sicht ein unnötiges Herumeiern ("Man weiß es nicht genau", "es könnte ja sein", "darf es nicht ausschließen", etc.), anstatt es einfach rational nach Faktenlage zu betrachten. Auch wenn deren Hintergrund noch nicht abschließend geklärt ist, warum muss man bei allem, was am Himmel fliegt und nicht eindeutig identifiziert ist, immer auch Aliens ins Spiel bringen, wenn andere Möglichkeiten wahrscheinlicher sind? Natürlich kann man das nicht ausschließen oder das Gegenteil beweisen, so lange die Objekte nicht eindeutig identifiziert wurden. In der Argumentation ist dies aber unsinnig, da man nur Bekanntes definitiv ausschließen kann, von dem man weiß, wie es aussieht und welche Eigenschaften es hat. Etwas Unbekanntes, von dem man zudem nicht weiß, ob es existiert, kann man nie ausschließen (Nicht-Beweisbarkeit der Nichtexistenz).

Zudem dürften diese neuerlichen Beobachtungen auf Ursprünge mancher früherer UFO-/UAP-Beobachtungen hinweisen, die vor allem unter den 143 unidentifizierten Berichten der UAP Task Force zu finden sein dürften. Gerade hierzu wird es noch zunehmende Diskussionen geben. 

Update 16. Februar: Als Folge der Ereignisse werden Funktion und Rolle des neu gegründeten UAP-Büros AARO hinterfragt, da es eigentlich für genau solche Fälle eingerichtet worden war, es aber aus der Richtung recht wenig zu hören war. Dies ist sowohl auffällig als auch merkwürdig, da dieses Büro speziell geschaffen wurde, um sich auf Probleme im Zusammenhang mit sogenannten nicht identifizierten Luftphänomenen oder UAPs zu konzentrieren. Auch wurde die Frage aufgeworfen, warum jetzt ein neues behördenübergreifendes Team gegründet wurde, obwohl es das AARO für genau diese Vorfälle gibt? In jedem Fall kann davon ausgegangen werden, dass deren künftige Arbeitsschwerpunkte konkretisiert werden dürften, insbesondere hinsichtlich der Erfassung und Analyse derartiger Luftraumverletzungen die sicherheitsrelevant sein könnten. Auch ein Ausbau der Ressourcen ist denkbar, da AARO als eher unterfinanziert angesehen wird.

Deutlich humorvoller sieht das Netz die Spekulationen um (abgeschossene) Aliens. Die Seite BuzzFeed.News hat dazu einige witzige Tweets zitiert.

Auswirkungen auf UFO-Sichtungsmeldungen

Wenig überraschend wirkt sich die Hysterie um diese Ballons oder Objekte auch allgemein auf die Aufmerksamkeit von Objekten am Himmel aus und führen bereits zu zunehmenden Anfragen bei den UFO-Meldestellen. Verwunderlich ist das erhöhte Meldungsaufkommen kaum, nach den Nachrichten aus den USA. So wenden sich seither deutlich mehr Menschen an die CENAP-Meldestelle von Kollege Hansjürgen Köhler. Viele gaben an, dass sie etwas fotografiert hätten und fragten, ob dies auch so ein Spionageballon sei. Köhler zufolge haben sich die Sichtungen der vergangenen Tage zumeist als Wetterballons entpuppt und als Starlink-Satelliten des US-amerikanischen Milliardärs Elon Musk. Gerade zeitnah gemeldete Sichtungen lassen sich sehr häufig identifizieren, da sie sich besser überprüfen und recherchieren lassen. 

Spionageballons und UFOs

Diese Art von Spionage mit Hilfe von Höhenballons ist weder neu noch selten. Bereits die frühen UFO-Forschungsprojekte der USA wie Sign oder Blue Book haben in ihren Statistiken einen großen Anteil an Fällen die auf Ballons zurückgeführt wurden. Die Luftwaffe der USA benutzten sogar Presseberichte über UFOs, um die Flugbahnen der Ballons zu rekonstruieren. Und nicht zuletzt ein solcher Ballon aus dem damals geheimen Projekt Mogul verursachte den allseits berühmten Roswell-Zwischenfall. Forschungsballons oder Spionageballons spielten also in der Vergangenheit immer eine Rolle in der UFO-Historie und dies nicht nur über der ehemaligen Sowjetunion oder der USA, sondern auch in Europa oder Südamerika. Erinnert sei an dieser Stelle an den aus Frankreich stammenden Stratosphärenballon der 1983 über Franken zog und im Nürnberger Raum für UFO-Feeling sorgte und sogar von einem Privatpiloten in seinem Flugzeug nicht identifiziert werden konnte. Tagelang war dieses anfängliche UFO Thema in den deutschsprachigen Medien bis es fotografiert und erklärt werden konnte. Ebenso führte ein Stratosphärenballon über dem italienischen Piemont 1985 zu einer Massensichtung, die damals von der italienischen UFO-Gruppe CISU untersucht und auf einen solchen Ballon zurückgeführt werden konnte. Interessant waren damals die untereinander sehr stark abweichenden Zeichnungen der Zeugen.

Aus der UFO-Historie heraus kann man also belegen, dass Ballons ein wesentlicher Bestandteil des Stimuli-Pools sind und auch das aktuelle US UAP-Büro AARO hat auf solche Ballons als Erklärung einiger Sichtungen hingewiesen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es auch heute zu solchen Sichtungen kommt und immer wieder kommen wird.

 

Verwendete Quellen:
tz: "'UFO'-Abschüsse in den USA: Interne Infos - und neue These zu Chinas Ballon"
t-online: "Piloten-Selfie von chinesischem Ballon veröffentlicht"
Popular Mechanics: "A U-2 Pilot Took This Selfie With the Chinese Spy Balloon. It's Astonishing"
t-online: "US-Militär beendet Suche nach abgeschossenen Flugobjekten"
Salzburg 24: "UFO-Sichtung in Rumänien und Moldau"
NZZ: "Weisses Haus: Flugobjekte waren wohl nicht Teil chinesischer Spionageballon-Flotte – und stammten auch nicht von Ausserirdischen"
Focus Online: "Was wir über die Flugobjekte wissen - und was nicht"
ZDF: "Was hinter den Ufo-Sichtungen stecken könnte"
t-online: "Aliens? Neue Details aus Washington"
t-online:"Die Zeit des Wegduckens ist vorbei"
t-online: "Stammen die abgeschossenen Flugobjekte doch nicht aus China?"
tagesschau: "Was bislang über die Flugobjekte bekannt ist"
tagesschau: "Weißes Haus sieht bislang keine Verbindung zu China"
t-online: "Bitte halten Sie mich nicht für verrückt"
RTL-SDR.COM: "The US Airforce may have shot down an Amateur Radio Pico Balloon over Canada"
Politico: "Skies over North America go quiet after 3 days of shootdowns, Austin says"
The Warzone: "Broken AARO? Pentagon UAP Office’s Role Questioned Following Shootdowns"


 

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