NASA UAP Panel: „Mangelhafte Daten“

Es gibt zu wenige gut dokumentierte UFO-Berichte, eine mangelhafte Datenqualität und Instrumente, die derzeit nicht für die Erfassung der gesuchten Phänomene geeignet sind. Die vorhandenen Daten und Zeugenaussagen reichen somit nicht aus, um derzeit schlüssige Beweise für die Natur und den Ursprung jedes einzelnen Ereignisses zu liefern, „wir brauchen bessere Daten“. Das war die zentrale Schlussfolgerung des öffentlichen Meetings der unabhängigen NASA UAP-Arbeitsgruppe UAPIST („Unidentified Anomalous Phenomena Independent Study Team“) am 31. Mai 2023, das im NASA Livestream mitverfolgt werden konnte. Im Anschluss gab es noch eine Pressekonferenz, die per Audiostream übertragen wurde. Am Ende des Beitrags findet sich das YouTube-Video der NASA vom kompletten Meeting.

 
Teilnehmer des Panels beim NASA UAP Public Meeting (alle Fotos: NASA TV)

Im Meeting gab die Arbeitsgruppe einen Überblick zum aktuellen Stand ihre derzeitigen Bemühungen zur Kategorisierung und Bewertung von Daten im Zusammenhang mit unidentifizierten anomalen Phänomenen (UAP). Teilnehmer waren neben den Teammitgliedern weitere Wissenschaftler und Experten, wie Sean Kirkpatrick vom UAP-Büro AARO und Mike Freie von der FAA, die eigene und informative Präsentationen beisteuerten. Sensationelle Enthüllungen gab es nicht und waren von der Zielrichtung der Arbeitsgruppe her auch nicht zu erwarten. Die dort geäußerten (bisherigen) Erkenntnisse überraschen zumindest kritische UFO-Forscher nicht.

Bei der Eröffnung der Veranstaltung am Mittwoch sagte Daniel Evans, stellvertretender stellvertretender Verwalter für Forschung im Science Mission Directorate der NASA, dass das Team seine Terminologie aktualisiert habe, um zu verdeutlichen, dass es sich bei UAP um bereichsübergreifende "anomale" Phänomene und nicht nur um Beobachtungen aus der Luft handelt. Evans stellte jedoch klar, dass die meisten Daten, die die NASA derzeit im Rahmen ihrer unabhängigen Studie auswertet, nach wie vor Beobachtungen von Flugphänomenen beinhalten. Lt. NASA können UAP als "Beobachtungen von Ereignissen am Himmel, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht als Flugzeuge oder bekannte Naturphänomene identifiziert werden können" definiert werden.

Evans führte dazu aus: "Wir bei der NASA sind der festen Überzeugung, dass es unsere gemeinsame Verantwortung ist, diese Phänomene mit der wissenschaftlichen Sorgfalt zu untersuchen, für die die NASA bekannt ist". "Wir haben [das Team] damit beauftragt, der NASA bei der Erstellung einer Roadmap zu helfen, einer Roadmap, die nicht unbedingt auf frühere körnige Aufnahmen zurückblickt, sondern anerkennt, dass wir bei vielen UAPs historisch gesehen nie in der Lage sein werden, der Sache auf den Grund zu gehen, weil die Daten von so schlechter Qualität sind".

"Wir versuchen zu beurteilen, ob diese Phänomene ein Sicherheitsrisiko darstellen, und wir tun dies mit wissenschaftlichen Mitteln".

"Die NASA ist der Ansicht, dass die Instrumente der Wissenschaft für die Untersuchung von UAP geeignet sind, weil sie es uns ermöglichen, Fakten von Fiktion zu trennen. Und das ist alles Teil der Verpflichtung der NASA, das Unbekannte zu erforschen, und zwar mit der Offenheit, Transparenz und Aufrichtigkeit, die wir der Öffentlichkeit zu bieten gewohnt sind."

Der Zweck der UAP-Arbeitsgruppe besteht jedoch nicht darin, die wahre Natur der UAPs zu ermitteln oder vorliegende Beweise zu bewerten, sondern zu skizzieren, wie nicht identifizierte anomale Phänomene mit Hilfe von Daten und Technologie bewertet und untersucht werden können. Es geht also im Kern um die Bewertung der vorliegenden Daten und um die Methodik zur Ergebung valider und qualitativer Daten vorwiegend über kalibrierte und dafür geeignete Instrumente.

Evans drückte auch seinen Unmut darüber aus, dass mehrere Mitglieder der Studie aufgrund ihrer Entscheidung, an diesem Gremium teilzunehmen, online beleidigt oder belästigt wurden. Er fügte hinzu, dass sich das Sicherheitsteam der NASA "aktiv mit diesem Problem befasst". Nach Evans sprach auch die stellvertretende NASA-Administratorin Nikola Fox die Belästigungen an, denen mehrere Mitglieder des unabhängigen Studienteams der NASA ausgesetzt waren. "Die NASA steht hinter allen Diskussionsteilnehmern", sagte Fox, "und wir dulden keine Schmähungen. Belästigung führt nur zu einer weiteren Stigmatisierung des UAP-Bereichs."

Im Anschluss erörterte David Spergel von der Simons Foundation und Vorsitzender der UAPIST die Notwendigkeit, qualitativ bessere Daten zu erheben. "Die vorhandenen Daten und Zeugenaussagen reichen nicht aus, um schlüssige Beweise für die Natur und den Ursprung jedes einzelnen Ereignisses zu liefern". "Wir brauchen qualitativ hochwertige Daten", so Spergel und sprach damit die oft sporadischen Datenerhebungsmethoden an, mit denen Informationen über UAP gesammelt werden. Spergel weiter: "Wir haben eine Phase der Datenerfassung durchlaufen, die mit der heutigen Anhörung fortgesetzt wird, und ich denke, was wir gesehen haben, ist, dass viele Ereignisse konventionelle Erklärungen haben". "Wir haben heute mehr davon gesehen und viele dieser Ereignisse sind kommerzielle Flugzeuge, zivile und militärische Drohnen, Wetter- und Forschungsballons, militärische Ausrüstung, Wetterphänomene und ionosphärische Phänomene. Dennoch gibt es weiterhin Ereignisse, die wir nicht verstehen". Er ergänzte, dass die meisten Daten, die vom unabhängigen Studienteam der NASA überprüft wurden, nicht mit ordnungsgemäß kalibrierten wissenschaftlichen Instrumenten erhoben wurden. "Wir konstruieren unsere Teleskope so, dass sie auch nachts funktionieren", sagte Spergel und verwies auf visuelle Anomalien, die durch Reflexionen und andere optische Probleme entstehen, die von Astronomen als "Geisterbilder" bezeichnet werden: "Diese Art von Anomalien verschlechtern die Qualität der Daten". Er betonte, dass bei den Bemühungen, Daten über UAP zu sammeln, ordnungsgemäß kalibrierte Instrumente eingesetzt werden müssen.

Sean Kirkpatrick, Direktor des UAP-Büros AARO, stellte den aktuellen Stand dar, mit derzeit über 800 erfassten und monatlich 50 bis 100 eingehenden neuen Berichten, wobei fast 100 neue Berichte aus den kürzlich erworbenen Daten der US-Luftfahrtbehörde FAA über UAP gewonnen wurden. Die Daten umfassen einen Zeitraum von 27 Jahren. Davon beträgt die Zahl der Fälle, die "möglicherweise wirklich anomal sind", 2 bis 5 Prozent. Maritime Berichte und solche aus dem Weltraum gebe es nicht. Als anomal wird dabei alles eingestuft, was dem Beobachter oder seitens der Sensoren und dessen Operator als nicht ohne weiteres verständlich eingestuft wird. Dies kann sich jedoch in der Folge dennoch auflösen.

Kirkpatrick verwies dazu auf ein Video, das ein angeblich in Wasser eintauchendes Objekt zeigt, das für sich erst mal anomal war, sich in der Folge jedoch als Kameraartifakt herausstellte (nicht das Objekt sondern der Eintaucheffekt). Welches Video er damit meinte, hat er leider nicht genannt. Infrage käme sowohl das so genannte Omaha UAP-Video der US-Navy, wo ein rundes Objekt dem Anschein nach ins Wasser eintaucht, oder das bekannte Aguadilla-Video aus Puerto Rico, wo ebenso ein Objekt während des Fluges kurz ins Wasser einzutauchen scheint.

Er präsentierte dann ein neues UAP-Video, das Lichtpunkte zeigte, die von den Beobachtern als nahe Objekte interpretiert wurden, tatsächlich jedoch weiter entfernte Flugzeuge am Himmel zeigte (s. nachfolgende Abb.). Er verwies dabei auch darauf, dass solche Dinge sowohl bei hochqualifizierten Beobachtern als auch Sensoren zu optischen Täuschungen und Fehlwahrnehmungen führen können.

Kirkpatrick ging auch auf das bekannte Video ein, auf dem eine metallische Kugel über dem Nahen Osten zu sehen ist, das erstmals während der Senatssitzung vor einigen Wochen präsentiert wurde, und merkte an, dass ähnliche Objekte "überall auf der Welt" gesehen wurden, und dass "wir sehen, wie sie sehr interessante scheinbare Manöver machen". Wobei besagtes Video keine ungewöhnliche Manöver offenbart und die Kugel gleichmäßig dahin fliegt.

Dazu betonte Kirkpatrick die Notwendigkeit kalibrierter Instrumente und Sensoren zur Erfassung von UAP und auch, dass militärische, geheimdienstliche und wissenschaftliche Sensoren eine unterschiedliche Ausrichtung haben und verschiedene Dinge erfassen. Ebenso sei es notwendig, bei solchen Aufnahmen immer zu hinterfragen, wie genau das aufgenommen wurde, um es besser beurteilen zu können. Hervorgehoben wurde noch eine 5seitige Partnerschaft („Five Eyes“) zwischen den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Neuseeland in Sachen UAP-Studien.

 


Auszüge aus der Präsentation von Sean Kirkpatrick

"Die Menschen wollen jetzt Antworten", sagte Kirkpatrick und betonte, wie wichtig es ist, dass die NASA in der öffentlichen wissenschaftlichen Diskussion über das Phänomen eine Führungsrolle übernimmt: "Die NASA sollte den wissenschaftlichen Diskurs [über UAP] anführen", und er fügte hinzu, dass es sich um ein Problem handelt, das nur schwer zu lösen ist".

Kirkpatrick erwähnte noch, dass der nächste von seinem Büro erstellte Jahresbericht derzeit fertiggestellt und für eine Veröffentlichung für August diesen Jahres vorbereitet wird. Allerdings wird es auch hiervon erneut eine klassifizierte Version geben.

Mike Freie, technischer Berater im Air Traffic Surveillance Services Office der US-Luftfahrtbehörde FAA, stellte die Aufgaben und Arbeit seiner Behörde hinsichtlich der (zivilen) Luftraumüberwachung vor und zeigte den Umfang an Flugbewegungen, den man betreut. Er erörterte die verschiedenen Arten von Überwachungssystemen, die die FAA einsetzt, darunter kooperative und nicht-kooperative Überwachungssysteme, wobei letztere Kurz- und Langstreckenradar, ADS-B (Automatic Dependent Surveillance-Broadcast) und Oberflächenüberwachungssysteme umfassen, die zur Abdeckung der Oberfläche auf den An- und Abflugrouten von Flugzeugen dienen. Zum Meldeprozess für UAP gab er an: "Es gibt ein Verfahren, mit dem Fluglotsen UAP-Sichtungen oder -Ereignisse melden können",  und er merkte an, dass der Start der Starlink-Satelliten in letzter Zeit einen Anstieg der Meldungen durch Piloten verursacht zu haben scheint. Ein ähnlicher Anstieg der Meldungen erfolgte nach dem Auftauchen eines chinesischen Überwachungsballons, der zu Beginn dieses Jahres über den USA flog. Er erwähnte auch die Masse an herumfliegenden Drohnen, sowie eine ganze Reihe an Ballons, die man registrieren würde.

Er betonte die geringe Zahl an UAP-Meldungen: "Das sind 3 bis 5 Berichte pro Monat über das gesamte Land über alle 14.000 Fluglotsen", "bei 45.000 Operationen pro Tag". Die Daten über UAP würden für einen unbestimmten Zeitraum von mehreren Monaten gespeichert werden, wahrscheinlich in unverarbeiteter Form. Über UAP-Meldeprozesse für Piloten konnte er keine Auskunft geben.

Aus seiner Sicht gibt es zu dem Thema in der FAA kein UAP-Stigma und es obliegt den jeweiligen Operatoren, ob sie in einem Fall dann eine UAP-Meldung abgeben oder nicht.


Auszüge aus der Präsentation von Mike Freie

Nach der Mittagspause gab es mehrere Kurzvorträge von Teammitgliedern der NASA-Arbeitsgruppe. Wissenschaftsjournalistin Nadia Drake sprach über die Anzahl der glaubwürdigen UAP-Sichtungen in den letzten Jahren und betonte gleichzeitig die Notwendigkeit, das Thema wissenschaftlich zu behandeln: "Es gibt keine schlüssigen Beweise für einen außerirdischen Ursprung von UAP", und sie verwies auf die Notwendigkeit zusätzlicher wissenschaftlicher Daten, bevor UAP charakterisiert und ihr Ursprung bestimmt werden kann. "In der Wissenschaft ist Skeptizismus keine Voreingenommenheit und auch kein Schimpfwort", fügte Drake hinzu.

Paula Bontempi, Dekanin der Graduate School of Oceanography an der University of Rhode Island, sprach über den Fokus der NASA auf Transparenz und die Verfügbarkeit von Informationen, die die Behörde produziert, und fügte hinzu, dass die NASA aufgrund ihrer Erfahrung mit Langzeitmissionen gut für die Untersuchung von UAP gerüstet sei.

Federica Bianco von der University of Delaware erwähnte, dass Methoden des maschinellen Lernens zur Automatisierung und zum Abruf von Daten eingesetzt werden könnten, um die Untersuchung von UAP zu unterstützen. "Der derzeitige Status der UAP-Daten macht dies wirklich schwierig", und merkte an, dass die Studien der NASA zu UAP dennoch "eine Gelegenheit sein könnten, die Reichweite der Wissenschaft wirklich zu vergrößern".

Bei der Datenhebung will man durchaus auch Ansätze der „Bürgerwissenschaft“ (Citizen Science) nutzen, also auch die Allgemeinheit einbeziehen (Data Crowdsourcing). Gleichzeitig werden allerdings Datensammlungen privater, gemeinnütziger Organisationen zurückhaltend beurteilt, aufgrund Verzerrungen bei der Datensammlung, der Frage, was genau dort wie gesammelt wird, fehlender wissenschaftlicher Methoden und dem Fokus auf Zeugenaussagen, die in dem Kontext wiederholt als nicht sonderlich zuverlässig beurteilt werden. Eine Aussage, über die man als privater UFO-Forscher nachdenken sollte, wenn es um eigene Fallsammlungen geht.

David Grinspoon, leitender Wissenschaftler am Planetary Science Institute, sprach die potenzielle Relevanz mehrerer bestehender NASA-Bemühungen für die Erforschung von UAP an, obwohl die Mitglieder der Studie keine Beweise gefunden hatten, die solche Luftphänomene eindeutig mit außerirdischen Technologien in Verbindung bringen könnten.

"In der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist der Glaube, dass es außerirdische Zivilisationen gibt, weit verbreitet, aber keineswegs universell", sagte Grinspoon. "Dieselbe Logik, die die Idee unterstützt, dass außerirdische Zivilisationen existieren und nachweisbar sein könnten, unterstützt auch die Idee, dass es zumindest plausibel ist, außerirdische Artefakte in unserem eigenen Sonnensystem zu finden." Da wird Avi Loeb mit seinem Galileo-Projekt sicher aufhorchen.

"Die NASA ist die führende Behörde für die Erforschung des Sonnensystems", sagte Grinspoon weiter. "Sie verfügt bereits über ein aktives Programm zur Erkennung von Objekten in unserer solaren Nachbarschaft, das sowohl boden- als auch weltraumgestützte Einrichtungen nutzt, und sie könnte diese Fähigkeiten nutzen, um im Weltraum nach Objekten mit anomaler Bewegung, anomalen Flugbahnen, ungewöhnlichen Lichtkurven, anomalen Spektralsignaturen oder anderen Merkmalen zu suchen."

"Der größte Teil des Sonnensystems wurde noch nicht nach Artefakten und Anomalien abgesucht", fügte Grinspoon hinzu. "Diese bescheidene Datenanalyse könnte auf bestehende und geplante Planetenmissionen angewendet werden". "Wenn die NASA bei UAPs die gleiche rigorose Methodik anwendet wie bei der Untersuchung von möglichem Leben anderswo, dann können wir etwas Neues und Interessantes lernen". "Was auch immer die endgültige Erklärung für diese Phänomene ist", sagte Grinspoon.

Karlin Toner, Senior Advisor in Data Policy Integration bei der FAA, spiegelte die Aussagen ihrer Vorredner wider und wies auf das offensichtliche Stigma hin, das gegen die "Meldung oder gar Erforschung solcher Phänomene" besteht. "Durch die Ermutigung von Militärfliegern, gesehene oder entdeckte Anomalien zu melden, erhält das Verteidigungsministerium jedoch viel mehr Berichte", ergänzte dazu Kirkpatrick.

Toner weiter: "Ich möchte diesem Gremium vorschlagen, dass die NASA dazu beitragen kann, die Sicherheit von Forschern bei der Untersuchung von Daten in der zivilen Luft- und Raumfahrt zu erhöhen, indem sie einfach intern mit dieser Arbeit beginnt".

Joshua Semeter, Direktor des Zentrums für Weltraumphysik an der Universität Boston, wies darauf hin, dass Fälle, in denen Infrarot- und andere sensorische Erfassungen von UAP mit fortschrittlichen Verfolgungssystemen, die vom US-Militär eingesetzt werden, gesammelt wurden, direkte Berechnungen von Parametern wie Höhe und Geschwindigkeit ermöglichen. "Dieser Multi-Sensor-Ansatz ist absolut entscheidend, um einen Weg für die Untersuchung von UAP zu finden", so Semeter.

Zur Veranschaulichung dieses Punktes verwies Semeter auf eines von drei historischen UAP-Videos der Navy, das allgemein als "Go Fast" bekannt ist, und zeigte, dass auf dem Bildschirm Informationen wie der Höhenwinkel der Kamera, der Azimutwinkel, die Zielentfernung und andere relevante Daten angezeigt werden. Auf der Grundlage dieser Informationen kann ermittelt werden, dass sich das Objekt in den Aufnahmen nicht so schnell bewegte, wie es den Anschein hat, tatsächlich offenbar lediglich mit 40 mph (etwa 65 km/h). Diese Schlussfolgerung steht im Einklang mit früheren Analysen der Aufnahmen, die zu dem Schluss kamen, dass der Parallaxeneffekt die scheinbare Geschwindigkeit des Objekts erklären kann.


Begründung des Parallaxeffekts beim "Go Fast"-UAP-Video

Der ehemalige NASA-Astronaut und Kampfpilot Scott Kelly berichtete von seinen Erfahrungen im Weltraum und fügte hinzu, dass die Weltraumumgebung "förderlich für optische Täuschungen" sei. Er erwähnte auch eine eigene Geschichte über eine Täuschung. Er und sein Co-Pilot flogen in der Nähe von Virginia Beach und sein Kollege "war überzeugt, dass wir an einem UFO vorbeiflogen". "Ich habe es nicht gesehen. Wir drehten uns um, sahen es uns an und es stellte sich heraus, dass es Bart Simpson war - ein Ballon."

Ferner wies er darauf hin, dass auch Piloten und Astronauten anfällig für Täuschungen und Fehlwahrnehmungen sind und er stellte auch fest, dass bisher kein Astronaut irgend etwas Außergewöhnliches im Sinne eines UAP gesehen habe. Die Anfälligkeit für Täuschungen auch bei hochqualifizierten Beobachtern wurde auch von Kirkpatrick herausgestellt.

In einem anschließenden Interview hat sich Kelly ergänzend zu der Thematik geäußert (siehe dazu unseren gesonderten Beitrag).


Der ehemalige NASA-Astronaut und Kampfpilot Scott Kelly (stehend)

Mike Gold, ehemaliger stellvertretender Administrator für Weltraumpolitik und Partnerschaften, äußerte sich besorgt darüber, wie die Bemühungen der NASA zur Erforschung von UAP untergraben werden könnten, wenn trotz der großen öffentlichen Aufmerksamkeit, die das Thema erfährt, keine Anstrengungen zur Aufbewahrung der gefundenen Daten unternommen werden. "Ich habe an viel zu vielen Gremien und Studien mitgewirkt, die in der Schublade gelandet sind", sagte Gold und fügte hinzu: „Ich möchte nicht, dass dies eine dieser Übungen ist", fügte Gold hinzu.

"Ich würde ein ständiges Büro innerhalb der NASA fordern und empfehlen, um diese Aktivität zu unterstützen, wenn auch wahrscheinlich ein bescheidenes, aber um diese Informationen zu sammeln, um die Informationen zu archivieren und als offenes, nach vorne gerichtetes Gegenstück zu Sean [Kirkpatrick] und AARO zu agieren." "Ich möchte nicht, dass unsere ganze Arbeit am Ende umsonst war", so Gold.

In einer anschließenden Fragerunde, die auch öffentlich eingereichte Fragen umfasste, ging Daniel Evans auf die Vorwürfe ein, dass die NASA möglicherweise nicht mit den Informationen, die sie über UAP besitzt, herausgerückt ist, sowie auf die Kritik, dass die NASA während der Live-Streams von Weltraummissionen "die Verbindung gekappt" hat, wenn unidentifizierte Objekte erschienen. "Ich möchte der Öffentlichkeit wirklich versichern, dass diese Behörde sich absolut zu Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit verpflichtet hat", sagte Evans. "Und diese Verpflichtung erstreckt sich auch auf unsere Live-TV-Übertragungen der NASA. Sie liefern Echtzeitbilder von unseren verschiedenen Missionen."

"Meines Wissens hat die NASA noch nie eine Live-Übertragung absichtlich unterbrochen, um etwas zu verbergen, und das gilt natürlich auch für UAPs. Manchmal gibt es Unterbrechungen in unseren Übertragungen, aber das liegt einfach daran, dass der Weltraum ein komplexer Ort ist. Es gibt eine Vielzahl von Naturphänomenen, von Menschen geschaffenen Objekten und so weiter."

Auch Kelly äußerte sich zur angeblichen Geheimhaltung seitens der NASA: "In meinen 20 Jahren bei der NASA hat meiner Erinnerung nach niemand, weder offiziell noch inoffiziell, jemals über irgendetwas diskutiert oder uns informiert oder irgendeine Art von Diskussion über irgendetwas geführt, das als UAP oder UFO oder irgendetwas Ähnliches angesehen werden könnte".

Evans bezeichnete das Engagement der Behörde für Offenheit und Transparenz als "Markenzeichen der NASA" und fügte hinzu, dass diese Werte der Grund seien, "warum wir heute hier in der Öffentlichkeit und im Fernsehen sind. Weil wir wollen, dass die Öffentlichkeit die Möglichkeit hat, den Prozess dieses Ausschusses bei seiner Arbeit zu beobachten. Die abschließende Studie soll daher nicht klassifiziert und gemeinfrei sein und keine Daten des Militärs oder des Geheimdienstes beinhalten.

"Das Interesse der NASA an UAP unterscheidet sich von dem des Pentagon und der Geheimdienste", sagte Evans. "Wir sehen echte Vorteile darin, dass dieses Team ausschließlich an nicht klassifizierten Daten arbeitet. Denn wenn man sich auf diese Art von Daten beschränkt, kann man ungehindert mit der Wissenschaft, der Industrie und mit internationalen Partnern zusammenarbeiten. Wir brauchen so viele Augen wie möglich auf dieses Thema.

Auf die Frage, ob die unabhängige NASA-Studie auf Hinweise gestoßen sei, die darauf hindeuten, dass UAPs von nicht-menschlicher Intelligenz stammen könnten, sagte Anamaria Berea, außerordentliche Professorin für Computer- und Datenwissenschaften an der George Mason University, dass dies "keine Frage sei, die man sehr schnell mit ja oder nein beantworten könne."

Dennoch war man sich einig dass es bislang keinerlei Hinweise darauf gibt, dass nicht identifizierte Luftphänomene in Verbindung zu außerirdischem Leben stünden.

"Als Wissenschaftler folgen wir den Daten, wir formulieren Hypothesen, wir testen Theorien. Wir folgen dem wissenschaftlichen Prozess. Die Aufgabe dieses Gremiums besteht darin, einen Fahrplan und einen Rahmen zu schaffen, wie alle Wissenschaftler, die sich für dieses Phänomen interessieren, es weiter untersuchen können", sagte Berea.

"Wir hoffen, dass wir noch zu unseren Lebzeiten in der Lage sein werden, die Frage zu beantworten, ob wir allein sind oder nicht, und dass wir auch UAP besser charakterisieren können", sagte Berea.

In der abschließenden Diskussion wurde mehrfach in den Raum geworfen, was genau man als „anomal“ definiert und was man eigentlich genau suchen würde. Verglichen wurde das auch mit der Nadel im Heuhaufen, wobei man derzeit nur den Heuhaufen mit den herkömmlichen Ursachen kennt, aber nicht weiß wie die „Nadel“ aussieht, die man sucht.

In seiner Zusammenfassung der Mittwochssitzung betonte Spergel jedoch eine übergreifende Erkenntnis, die er aus den Bemühungen des unabhängigen UAP-Studienteams der NASA gewonnen hat: "Wir brauchen bessere Daten."

Die auf neun Monate angelegte Studie begann im Oktober 2022 und soll in einen Bericht münden, der bis Ende Juli 2023 veröffentlicht werden soll. Ziel der Studie ist es, einen Vorschlag für ein Forschungsprogramm zu machen, das umgesetzt werden kann, sobald die Forscher die vorhandenen und zu überprüfenden Daten bewertet haben. Weitere Einzelheiten über die Arbeit der Studiengruppe und ihre Mitglieder können auf der offiziellen Seite der NASA-Website nachgelesen werden.

Insgesamt war die Veranstaltung sachlich und informativ, auch durch die Betonung auf die streng wissenschaftliche Arbeit, jenseits ufologischer Spekulationen. Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse der Abschlussbericht beinhaltet.

Komplettes Video des Meetings

 

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